St. Petri Stuhlfeier - Sup Peiter

Der Stadtteil Westhofen der Stadt Schwerte besteht aus 3 Nachbarschaften, die ihre Bezeichnung nach den ehemaligen mittelalterlichen Stadttoren haben: Aostenpote/östliche, Westeneicken/Westliche und die Niedersche Noberschoap/Niederste Nachbarschaft. Die drei Nachbarschaften feiern am Samstag nach Petri Stuhlfeier (22.Februar) in ihren Nachbarschaftslokalen getrennt das Nachbarschaftsfest St. Petri Stuhlfeier, oder auch Sup Peiter genannt. Das Leitwort lautet dabei:
"Dä Naobers sind van ao'md binein, ein jeder es tau Stell. Dä Wiwer bliwet schäun te Hus, wil dat dä Bruk sau well!".
Pünktlich um 20 Uhr beginnt die Feier. Das Programm ist in allen drei Sälen gleich, so dass die Feiern nach einem einheitlichen Zeremoniell verlaufen. Nach Begrüßung der Anwesenden durch einen Oberrichter / ersten Schräpper wird mit einem Totengedenken der verstorbenen Nachbarn gedacht. Anschließend wird das Protokolls der letzten Nachbarschaftsfeier vorgelesen, danach folgt der Kassenbericht. Hier nach beginnt der erste Höhepunkt des Abends: das Pfefferpotthast-Essen, ein westfälisches Gericht, das seit 1929 zum festen Bestandteil des Festes gehört. Essen und Bier sind mit der Bezahlung eines Nachbarschaftsbeitrages abgegolten. Der Nachbarschaftsbeitrag wird durch Boten in den Wochen vor Sup Peiter bei den Nachbarn eingesammelt oder an der "Abendkasse" bezahlt.

Nach dem Essen beginnt das "Winnen", der Hauptzweck der Veranstaltung.
Inmitten des Versammlungsraumes steht ein großer Ofen, vor dem der jeweiliger "Sünder" zitiert wird. Der Kandidat wird von den Schleppern vor den Ofen gezogen, hier tritt der "Schräpper" in Aktion. Er tritt in Verhandlung mit dem schwitzenden Kandidaten, der bei allzu niedrigen Geldangeboten immer näher vor den Ofen geschoben wird. Erfährt die Höhe des "Winngeldes" die Zustimmung des Schräppers und der anwesenden Nachbarn, erfolgt der Ruf "Schrapp tau" (Schrapp zu). Der gezackte Kesselhaken und das Stocheisen sind schon seit vielen Jahrhunderten als "Haal" und "Schrappisen" bekannt. Durch das dreimalige Abschrappen mit dem Schrappeisen an der "Säge des Haals" wird der Nachbar wieder freigegeben oder der Neubürger ist in die Nachbarschaft aufgenommen.

Im Laufe des Abends werden vor dem Ofen durch die Schräpper kleine und größere "Vergehen" der Nachbarn verhandelt. Dabei werden z.B. der Ausbau eines Hauses, die Geburt des Kindes / Enkels oder Baumfällaktionen der Nachbarn durch den Schräpper verhandelt. Durch geschicktes Argumentieren und Wortwitz versucht der Delinquent die Strafe mit dem Schräpper zu verhandeln. Mit dem eingenommenen Winngeld wird der Abend finanziert. Die wichtigsten Kandidaten für den Ofen sind allerdings die Neubürger, die bei Sup Peiter in die Gemeinschaft der Nachbarschaft aufgenommen werden.
Im Gegensatz zum Schichtwesen wird beim Sup Peiter durch die Anwesenheit von Schräppern und Richtern/Oberrichtern ein formaler Rahmen geschaffen, der an die Gerichtsbarkeit der alten Freiheit Westhofen erinnern soll.
Der Begriff "Sup Peiter" für die Nachbarschaftsfeier scheint erst ab den fünfziger Jahren des 20sten Jahrhunderts verwendet worden zu sein. In der Schwerter Zeitung vom 27.02.1950 wird in einem größeren Artikel über "Dä Mannslü op Sup Peiter" berichtet. In den Jahren zuvor, erstmalig 1905, wird nur mit einem kleinen Artikel auf die Nachbarschaftsfeier "St. Petri Stuhlfeier" in der Zeitung hingwiesen.
Die älteste Aufzeichnung zum Nachbarschaftsfest finden sich im Kassenbuch von Westeneicken. In der Sammelliste von 1882 sind die Nachbarn aufgeführt, die den Nachbarschaftsbeitrag geleistet haben.
Von 1899 gibt es ein Protokoll der Niedersten Nachbarschaft zum Sup Peiter
Während des 2. Weltkrieges wurden keine Nachbarschaftsfeiern abgehalten. Die letzte Feier fand statt am 25.02.1939. Im Jahr 1949 entschlossen sich die Nachbarn in Westhofen, ihre Tradition wieder aufleben zu lassen.
In früheren Jahren war es nur verheirateten Nachbarn und Hausbesitzern erlaubt, an der Feier teilzunehmen. Diese strenge Auslegung des historischen Ursprunges der Feier wurde im Laufe der Zeit mehr und mehr gelockert. Heute ist jeder junge Mann herzlich willkommen. Auch das Sprechen der plattdeutschen Sprache während der Feier wird in den Nachbarschaften nur noch teilweise eingehalten. Das Platt wird von den meisten der aktuellen Vorstandsmitglieder nicht mehr gesprochen und auch die anwesenden Nachbarn beherrschen diese Mundart nicht mehr.
Frauen ist die Teilnahme streng verboten, sie sind allerdings schon in Verkleidung eingeschlichen.

  Das Wappen des Reichshof Westhofen
Heimatverein Reichshof Westhofen e.V. ~ Im Graben 13 ~ 58239 Schwerte